Der Sturm in Andelfingen vom 15. August 1982


Fakten zum Sturm in Kurzform:

Zeitpunkt: Maria Himmelfahrt: Sonntag 15. August 1982, gegen Abend ca. 17:00Uhr - 18:00Uhr
Betroffene Region: Zürcher Weinland
Betroffene Gemeinden: Flaach, Marthalen, Andelfingen, Kleinandelfingen, Ossingen, Thalheim an der Thur
Betroffene Fläche: Die Schäden im Umkreis von ca. 10-20 km um Andelfingen waren gross aber lokal begrenzt
Die Schadengebiete lagen nicht auf einer Linie
Ca. 100'000 Kubikmeter Holz wurde innerhalb von ca.10 Minuten geworfen
Es gab grosse Gebäudeschäden
Es gab Wassereinbrüche in Gebäude


Wettersituation am 15. August 1982

Über Mitteleuropa herrschte eine eher flache Druckverteilung vor.
Im Verlaufe des Tages streifte ein schwaches Randtief die Nordschweiz
und löste mit der tageszeitlichen Erwärmung am Abend kräftige Gewitter aus.

 Übersichtskarte der in den Quellen zitierten Sturmschäden:



1.

"Am 15. August 1982, einem Sonntag, zog gegen Abend ein Orkan von Westen her das Thurtal hinauf und hinterliess auf einem Kilometer Breite
schwere Schäden an Kulturen und Gebäuden. Zwischen Flaach und Thalheim wurden mehrere Hundert Bäume geknickt.
Auch die Liegenschaft Hinterwuhrstrasse 8 war betroffen. Der unter Heimatschutz stehenden Linde hinter dem Haus wurde die Krone abgerissen
und hundert Meter weit weggeschleudert; das Dach, die Fassade und die Eingangstüre wurden durch Wind und Hagel beschädigt"
Quelle: 75 Jahre Jubiläum Neuapostolische Kirche Gemeinde Andelfingen

2.

"1982-1983 Ein schweres Gewitter verursacht am 15. August 1982 enorme Schäden am Turmabschluss.
Teile der Fialen und einzelne Kreuzblumen stürzen auf das Vorgelände hinunter. Die Behebung der Schäden erfolgt 1983."
Quelle: Zürcher Denkmalpflege 17. Bericht 2003-2004

Bilder: Kantonale Denkmalpflege (KDP) Fotoarchiv

Auf der Nordseite des Kirchturmes wurden insgesamt 5 Hauptfialen mit Kreuzblume sowie 2 Nebenfialen vom Dach geweht.
Zudem wurde das filigrane Kreuz auf dem Dachfirst durch die Wucht des Sturmes in Richtung Osten verbogen.
Auf dem zweiten Bild ist der intakte Kirchturm abgebildet.

"Eine Stabilitätsberechnung von Rolf Siegrist für die Kirche von Andelfingen ergab folgendes Resultat:
Die Schäden können nur mit Spitzenböen von mindestens 285 km/h erklärt werden."

Quelle: Schweizer Sturmarchiv

"Vor Jahrzehnten fotografierte ich diese Kirche. Der Himmel war tiefschwarz.
Ich zog es vor, vor dem drohenden Gewitter nach Hause zu fahren. Abends sah ich dann in der Tagesschau,
dass eines der Türmchen vom tobenden Sturm weggeblasen wurde."
Quelle: Hans Nater, 25.04.2010 um 20:46 Uhr auf www.fotocommunity.de

3.

Sturm 1982
"Am 15. August 1982 hat der regionale, orkanartige Sturm im Schlosspark grosse Schäden angerichtet.
In der Folge entschied man sich u.a. die stark geschädigten Platanen nicht zu fällen, sondern "baumchirurgisch" zu behandeln."
Quelle: Gemeine Andelfingen

Bild: Rüegsegger Christian

4.

"Ein unerschöpfliches Thema für Jäger wäre noch das Wetter, obschon es bekanntlich auf der Jagd kein schlechtes Wetter gibt,
nur eine ungenügende Bekleidung. Aber auch hier habe ich zu wenig genaue Zahlen notiert.
Selbstverständlich habe ich den nassesten Mai, den trockensten März, den wärmsten Januar erlebt, aber wann?
Nicht zu vergessen ist der Orkan, der im August 1982 grosse Teile unserer Ossinger Wälder verwüstet hat.
Am schlimmsten war es in der Tiefenau, früher ein zusammenhängendes Waldgebiet alles mit hohen, alten Bäumen.
Zu hunderten lagen sie nach 10 Minuten am Boden. Der gleiche Sturm hat in Andelfingen an der Kirche Gesimse weggerissen.
Jetzt heilen die Wunden langsam."
Quelle: Ueli Türler, Geschichte der Jagdgesellschaft Ossingen

"Auf private Initiative gestaltete der Ossinger Förster Peter Ulrich mit tatkräftiger Unterstützung einiger Unternehmer
einen Weiher im Herzen der Tüfenau. In der Lichtung, die der grosse Sturm vom 15. August 1982 geschlagen hatte,
dient der neu geschaffene Weiher als wertvolle Ergänzung dieses Biotops."
Quelle: Mitteilungsblatt Gemeinde Ossingen

5.

"Herr Ehrensberger erzählte uns auch vom Andelfinger Sturm 1982.
Er beschrieb uns ausführlich, wie die Bäume auf die Strassen fielen und den Fahrweg blockierten.
Ja, dass sogar Autos begraben wurden und zum Glück niemand ums Leben kam, erzählte er uns."
Quelle: Mitteilungsblatt der Gemeinde Thalheim

6.

"Eine weitere Unwetterkatastrophe hat am 15. August 1982 Teile unserer Waldungen gestreift und in unserer Region,
vor allem im Thurtal, verheerende Schäden angerichtet. Diesmal waren die Windfallflächen in unserem Wald jedoch kleiner,
so dass die betroffenen Gebiete mittels Naturverjüngung saniert werden konnten."
Quelle: Geschichte der Gemeinde Marthalen - Wald

7.

Kleinandelfingen, Wohnhaus mit Scheune "Zur Friedau"
"1982 Ein Gewittersturm führt zu beträchtlichen Schäden am Dach und an den Fensterscheiben."
Quelle: Hausgeschichte Fridaukeller - Kleinandelfingen

Bild: Fotoarchiv HBA

8.

1982: "Reini Erb feiert sein 10-jähriges Jubiläum als RV-Präsident. Es wird beschlossen, das Vereinsspringen immer am 1. Mai durchzuführen.
Der RV führt ein OKV Military und eine OKV-Dressurprüfung durch.
Trotz der Verwüstung, die ein Sturm überall angerichtet hat, konnte die Springkonkurrenz im Isenberg durchgeführt werden."
Quelle: Vereinschronik des Reitvereins Andelfingen und Umgebung

Weitere Schilderungen aus der Umgebung von Andelfingen:

"An den 15.08.1982 erinnere ich mich noch. Damals fegte der Sturm von Andelfingen über das Land.
Ich war im Schwimmbad Hettlingen. Zusammen mit Paul, meiner Schwester, die damals noch ein Kleinkind war,
und meiner Mutter. Ich wollte vom Dreimeter-Sprungbrett springen. Paul war auch oben. Ich hörte ein Donnern.
Weil ich wusste, dass man bei Gewitter nicht baden sollte, gingen wir beide wieder die Treppe des Sprungturms hinunter.
Sofort fing es an zu regnen. Wir packten hastig zusammen und fuhren mit dem Auto nach Hause.
Aber diese Fahrt war abenteuerlich, denn es regnete so stark, dass meine Mutter den vorderen Teil des Autos nicht mehr sah.
Am nächsten Tag wurde bekannt, dass viele Keller ausgepumpt werden mussten von der Feuerwehr."
Quelle: Pa(ä)trick Rüegg


August 2012, Kai Kobler